Stifts-Apotheke Nottuln

Ein mühsamer Weg, der sich gelohnt hat

518,00 €

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Undurchsichtig, mühsam, langwierig: Was Stefan Frie, Inhaber der Stifts-Apotheke in Nottuln, bei der Einstellung einer Fachkraft aus dem Kosovo erlebt hat, schildern viele Unternehmen ähnlich. Was für ihn und viele andere jedoch auch gilt: „Ich würde es trotz aller Probleme wieder machen. Es war eine gute Entscheidung.“ Denn die Fachkräfte, die nach Deutschland möchten, sind in der Regel sehr motiviert und gut ausgebildet.

 

 

Mitarbeiterin vermittelt Kontakt zur Fachkraft

 

Im Fall der Stifts-Apotheke ist der Kontakt zur Bewerberin aus dem Kosovo über eine Mitarbeiterin entstanden, die ursprünglich aus dem Kosovo stammt, aber schon lange in Deutschland lebt. Das Online-Vorstellungsgespräch im Herbst 2022 verlief auf beiden Seiten positiv. Gentijana Blakaj sollte nach ihrer im Kosovo erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung als Pharmazeutisch-Technische Assistentin (PTA) im Sommer 2023 bei der Stifts-Apotheke Nottuln starten.

 

Damit begann der mühsame Prozess. Denn für Stefan Frie war es das erste Mal, dass er eine Fachkraft aus einem Drittstaat einstellen wollte.

 

„Ausländerrechtliche Bestimmungen, Arbeitsgenehmigungen, Einreisebestimmungen, Sprachkurse, Anerkennungsverfahren: Mir fehlte jegliche Erfahrung. Sich alle Informationen zusammensuchen zu müssen, hat lange gedauert und war sehr aufwändig. Ich hätte mir eine zentrale Anlaufstelle gewünscht, die diese Fragen aus einer Hand beantwortet, den Prozess begleitet und betreut“, erklärt Frie. „Die Einstellung einer Fachkraft aus Drittstaaten hält viele unkalkulierbare Stolpersteine und zu viel Papierkram bereit. Für Arbeitgeber ist keine Verlässlichkeit gegeben. Das gesamte Verfahren muss unkomplizierter und schneller werden.“

 

Parallel zu den Bemühungen von Stefan Frie kümmerte sich Gentijana Blakaj mit Hilfe einer Agentur in ihrem Heimatland um einen Termin bei der deutschen Botschaft. Voraussetzung dafür sind der Arbeitsvertrag und die Erklärung zum Beschäftigungsverhältnis.

 

 

Anpassungsqualifikation zur Anerkennung des Berufsabschlusses notwendig

 

Eine weitere Herausforderung war die Anerkennung des Berufsabschlusses von Gentijana Blakaj. Nachdem Stefan Frie den entsprechenden Antrag zur Anerkennung bei der Bezirksregierung Münster gestellt hatte, erhielt er im Mai 2023 die Rückmeldung, dass es Defizite gebe und Gentijana Blakaj einige Kompetenzen für die vollständige Anerkennung ihres Berufsabschlusses als PTA mit einem Anpassungslehrgang in Deutschland nachholen müsse. Stefan Frie machte sich also erneut auf die Suche: Dieses Mal nach einem Lehrgang, der gezielt auf die Defizite ausgerichtet ist. Fündig wurde er bei der Völker-Schule in Osnabrück.

 

 

Und dann ging alles ganz schnell: Stefan Frie schickte am 11. August 2023 die Erklärung zum Beschäftigungsverhältnis an die Botschaft und stellte einen Antrag auf Arbeitserlaubnis. Am 16. August 2023 erhielt Gentijana Blakaj in der Botschaft das Visum und flog am nächsten Tag nach Deutschland. Am 21. August 2023 begann der Anpassungslehrgang. Das Timing passte zum Glück genau, denn der benötigte Lehrgang startet nur einmal pro Jahr.

 

Um ihre Ankunft in Deutschland so einfach wie möglich zu gestalten, holte die Mitarbeiterin, die den Kontakt zu Gentijana Blakaj vermittelt hatte, sie vom Flughafen ab und stellte ihr übergangsweise ein Zimmer zur Verfügung. Gemeinsam mit Stefan Frie unterstützte sie zudem bei Behörden- und Bankterminen. Als zufällig eine Wohnung im Geschäftshaus der Apotheke in Nottuln frei wurde, mietete Stefan Frie die Wohnung an und stellte sie seiner neuen Mitarbeiterin zur Untermiete zur Verfügung.

 

Theorie-Unterricht und Praxisanteil in der Apotheke

 

 

Während des einjährigen Anpassungslehrgangs nahm Gentijana Blakaj vormittags von 8 bis 13 Uhr am Online-Theorie-Unterricht teil und absolvierte den Praxisanteil nachmittags in der Apotheke. Dazu gab es in der Völker-Schule in Osnabrück einige wenige Präsenztermine. Zusätzlich besuchte sie einen weiteren Deutsch-Kurs und verbesserte ihr Sprachlevel vom erforderlichen B2-Niveau auf C1. Die Kosten für den Anpassungslehrgang hat die Agentur für Arbeit vollständig übernommen und zudem während der Weiterbildung einen Zuschuss zum Gehalt gezahlt.

 

Nach dem erfolgreichen Anpassungslehrgang arbeitet Gentijana Blakaj nun im Kundenbereich der Vitalapotheke in Münster-Gievenbeck, die neben zwei weiteren Apotheken ebenfalls von Stefan Frie geführt wird.

 

 

https://frie.de/

 

 

Text: Sabrina Becker | Foto: Stifts-Apotheke