Umschüler statt Azubi: Vorteile und Unterstützung für beide Seiten
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Ein Azubi muss nicht immer jung sein. Er kann auch schon 37 sein und bereits über eine langjährige Berufserfahrung verfügen. Für ihn ist es die Chance auf einen Neustart. Für seinen Arbeitgeber die Chance auf einen motivierten Azubi, der gerne auch nach der Ausbildung im Betrieb bleiben möchte. So sind Michael C. und der Elektrotechnik-Betrieb Gövert zusammengekommen.
Neue Zielgruppen für die Ausbildung gefragt
Für das Dülmener Unternehmen ist die Azubisuche – wie in vielen Bereichen des Handwerks – in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden. „Wir haben uns deshalb schon gefragt, welche Personengruppen wir noch für eine Ausbildung zur Elektronikerin oder zum Elektroniker ansprechen können“, erinnert sich Inhaber Klaus Gövert. Die Antwort hatte die Agentur für Arbeit Coesfeld. Sie unterstützt Beschäftigte wie Michael C., die eine neue berufliche Perspektive finden möchten.
14 Jahre hatte Michael C. bei einem Sicherheitsunternehmen gearbeitet, nun strebte er eine qualifiziertere Aufgabe mit mehr Job- und Planungssicherheit, geregelteren Arbeitszeiten und einem handwerklichen Berufsabschluss an. Das Elektrogewerbe war dabei sein Favorit – und Elektrotechnik Gövert hatte noch freie Azubistellen bei der Agentur für Arbeit gemeldet. Über den Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit fanden beide Parteien zusammen.
Praktikum zum gegenseitigen Kennenlernen
„Ich war grundsätzlich offen dafür, einen Umschüler als Azubi einzustellen, wollte aber sichergehen, dass die Chemie stimmt und bat ihn um ein kurzes Praktikum“, erinnert sich Klaus Gövert. Da der aktuelle Arbeitgeber von Michael C. nichts von seinen Wechselplänen wusste, absolvierte er das Praktikum in seinem Osterurlaub. „Damit hatte Michael seine hohe Motivation schon zum ersten Mal deutlich gemacht“, sagt Gövert und lacht. Am 1. August 2021 startete Michael C. seine Umschulung. „Die anfängliche Skepsis vieler Mitarbeiter, ob sich ein 37-Jähriger denn überhaupt etwas sagen lässt, hat sich sehr schnell in Luft aufgelöst. Er wurde gut in die Kollegen-Gemeinschaft aufgenommen“, erzählt Gövert. Engagement und Leistung seien überdurchschnittlich und höher als bei einigen jungen Azubis.
Dabei ist die Umschulung herausfordernder als eine normale Ausbildung zur Elektronikerin beziehungsweise Elektroniker. Statt 3,5 Jahre Ausbildung dauert die Umschulung lediglich 28 Monate. Das erste Berufsschuljahr entfällt. Die Umschüler steigen direkt im zweiten Berufsschuljahr ein. Statt eines Ausbildungsvertrags schließt das Unternehmen mit dem Umschüler einen Arbeitsvertrag auf Helferniveau sowie einen Umschulungsvertrag ab. Der Umschüler erhält entsprechend das Helfergehalt. Die Differenz zum normalen Ausbildungsgehalt wird von der Agentur für Arbeit übernommen, ebenso wie Lehrgangskosten, überbetriebliche Ausbildungskosten und Fahrtkosten.
Gruppe der Umschüler hat großes Potential
Bei erfolgreicher Zwischenprüfung erhält Michael C. als Anreiz zum Durchhalten zudem eine Prämie von 1000 Euro von der Agentur für Arbeit und bei erfolgreicher Abschlussprüfung noch einmal 1500 Euro. „Michael C. als Umschüler eine Chance zu geben, war genau die richtige Entscheidung für uns. Wenn wir die passenden Nachwuchskräfte nicht mehr auf den herkömmlichen Wegen finden, müssen alternative Ideen her – und in der Personengruppe der Umschüler findet man motivierte und engagierte Kolleginnen und Kollegen“, so Gövert.
Text: Sabrina Becker | Foto: Elektrotechnik Gövert