Mut bei der Einstellung von Fachkräften aus dem Ausland wird belohnt
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Initiative Verstärkung aus dem Ausland
Manchmal ergänzen sich zufällige Situationen ideal – so war es zumindest bei Grunewald, als sich ein heute 39-jähriger Mann aus dem Iran initiativ beworben hat.
Grunewald suchte einen Werkstoffprüfer für die Gießerei. Bei der ausgeschriebenen Stelle ging es um die Bedienung einer Röntgenanlage, mit der auch kleinste Fehler im Material erkannt werden. Für die Arbeit an einer solchen Anlage muss der Mitarbeitende über besondere Zusatzqualifikationen verfügen, da zum einen die Maschine bedient und zum anderen die fehlerhaften Teile erkannt werden müssen. Genau diese Skills brachte der Bewerber aus dem Iran mit und passte so ideal ins Anforderungsprofil der Stelle. Er hatte seine Ausbildung als Bachelor im Ingenieurwesen (Materialingenieurwesen) 2009 im Iran beendet und arbeitete seit dem dort in diesem Bereich.
Erster Kontakt
Im November 2022 fand ein erstes Kennenlernen zwischen Jörg Detering, dem Personalleiter der Grunewald GmbH & Co. KG, und dem iranischen Bewerber via Videocall statt. „Die Deutschkenntnisse des Bewerbers waren, wie soll ich sagen, sehr übersichtlich“, erinnert sich der Personalleiter an das erste Gespräch, „deshalb hatte ich anfangs doch starke Bedenken, ob das überhaupt funktionieren kann.“ Da die Zuständigkeiten für den Mitarbeiter im Bereich der Gießereileitung liegen würden, holte Detering in einem zweiten Videocall-Gespräch den entsprechenden Vorgesetzten mit dazu. Das Ergebnis: ein „Daumen hoch“ – trotz anfänglicher Skepsis und vorhandener Sprachbarriere.
Jemanden allein auf Basis von Online-Gesprächen einzustellen, war allen Beteiligten dann doch etwas zu unsicher – und der Bewerber wurde kurzerhand nach Bocholt eingeladen, um seinen Arbeitsplatz
und das Unternehmen kennenzulernen. „Mir war das besonders wichtig, da er eigentlich mit seiner Ausbildung überqualifiziert für den Job war und wir wollten mit dem Besuch sichergehen, dass auch
auf Seiten des Bewerbers keine falschen Vorstellungen bestehen“, erklärt Jörg Detering die Vorgehensweise im Auswahlprozess.
Anfang 2023 kam der Iraner dann ins Münsterland. Er konnte den Besuch sehr schnell organisieren, da er Freunde in Deutschland hat. Der Arbeitsplatz und alle anderen Faktoren bei Grunewald
gefielen ihm sehr gut. „Meine Entscheidung, den Job anzunehmen, hatte ich schnell getroffen“, erinnert sich der Mitarbeiter, „jetzt musste nur auch das Unternehmen überzeugt und der gleichen
Meinung sein, nach dem wir uns live kennenlernen konnten.“
Anträge, Visum, Formalitäten
Eingereist war der Mitarbeiter zunächst mit einem niederländischen Touristenvisum. Erfahrungen, was Visa von Fachkräften aus Drittstaaten und den dazugehörigen Schriftverkehr mit Behörden
betrifft, gab es bei Grunewald bis dato keine. Vorsichtshalber kontaktierte Jörg Detering daher einen Anwalt, der ihn darüber informierte, dass der Arbeitgeber zwar nicht für die Beantragung
eines Visums zuständig ist, aber trotzdem rechtlich verantwortlich gemacht werden kann, wenn der Arbeitsantritt ohne Aufenthalts-/Arbeitserlaubnis erfolgt.
„Dann begann der große Papierkrieg und wir mussten zahlreiche Anträge mit unaussprechlichen Titeln ausfüllen. Das war überhaupt nicht einfach, aber am Ende hat tatsächlich alles funktioniert und
bereits Mitte März hatten wir einen unterschriftsreifen Arbeitsvertrag vorliegen“, so Jörg Detering rückblickend. Im Mai 2023 war dann für den neuen Mitarbeiter der offizielle Start und
Arbeitsbeginn bei seinem neuen Arbeitgeber und in seiner neuen Heimat Bocholt. Der Vertrag war zunächst auf ein Jahr befristet, konnte aber im Mai 2024 bereits erfolgreich verlängert werden.
„Sehr wichtig für das Gelingen eines solchen Projektes ist Toleranz und gegenseitiges Verständnis. Insbesondere die vorhandene Sprachbarriere, mit anfangs geringen Deutschkenntnissen,
erfordert unbedingt alle Beteiligten vorher mit ins Boot zu holen und mit vereinten Kräften gemeinsam zur Integration beizutragen“, so das positive Resümee von Jörg Detering.
Text: Kerstin Schmitt | Foto Grunewald GmbH & Co. KG